Bis Ende 1966 werden in (West-)Deutschland bereits 280.000 Super-8 Kameras verkauft; 1972 beträgt der Bestand 1,6 Mio. und 1980 über 3 Millionen. 1969 werden 5 Mio. Cassetten abgedreht, 1972 11 Mio und 1980 19 Millionen (in Europa in diesem Jahr insgesamt ca. 50 Mio.). Bis 1990 mögen in Deutschland gut 300 Mio. Cassetten gedreht worden sein.*
Ab Mitte der 80er-Jahre setzte sich Video zunehmend gegen den Super-8-Film durch, Vorteile waren die automatische, komplikationslose Tonaufnahme und die vielfach grössere Spieldauer des Materials.
Allerdings geriet das grenzenlose Drehen beim Schnitt unversehens zum Nachteil. Während Super-8-Filmer üblicherweise die Filme auch bearbeiteten, wurde dies bei Videofilmern zur seltenen Ausnahme. Die Vorführweise wurde Schwachstelle.
In der Aufbruchsstimmung der Jugend in den 70er-Jahren griffen viele junge Männer und auch die ersten jungen Frauen zur Kamera - oft des Vaters - und drehten ihre eigenen Filme.
Erste Foren bot auch der BDFA (Bund deutscher Filmamateure), doch führte der Drang nach Unabhängigkeit die Jugendlichen dazu, eigene Festivals zu organisieren und auch eigene Kommunikationswege einzurichten: Sie schlossen sich zur "Filmwerkschau" zusammen, gründeten die gleichnamige Zeitschrift und Ende der 70er-Jahre den Super8-Filmverleih "Gegenlicht". Dieser expandierte rasch, beendet jedoch schon 1984 die Arbeit.
Gesellschaftspolitisch machte sich die Jugend vielerlei Themen zum Anliegen - vom Umweltschutz, den Gefahren der Atomenergie, dem Erhalt alter Stadtquartiere bis zur Erprobung 'alternativer' Lebens- und Arbeitsformen. Das bildete sich auch in ihren audiovisuellen Medien ab - der Super8-Film und später auch Video wurden zum Mittel von 'Gegenöffentlichkeit', da sich diese Generation in den Programmen der Fernsehsender und in der Presse gar nicht oder zu wenig berücksichtigt fand.
* Angaben nach der (unveröffentlichten) Magisterarbeit von G. Schuhmacher 'Zur Geschichte der Foto-Filmindustrie seit 1897 und der Nutzung & Technik des Amateurfilms', März 1982